Wie gewohnt war das Frühstück wieder sehr gut. Wir waren ja auch im gleichen Hotel wie gestern. Und wieder ging es pünktlich um 09:00 los.
Unser erstes Ziel war das 'Schloss Rundale' bzw. 'Versailles des Baltikums', wie es die Letten in ihrer Bescheidenheit auch nennen. Aber dieser Terminus trifft voll ins Schwarze. Schon von außen strahlt es gewisse Pracht aus.
An einer Treppe wartete bereits eine lokale Führerin, die uns über endlose Gänge in einer Stunde durch 45 der insgesamt 138 vorhandenen Zimmer führte.
Dabei bekamen wir jede Menge an Information über das Schloss, dessen Grundsteinlegung 1735 erfolgte, seine Geschichte und konnten dabei unter anderem folgendes bestaunen:
Uhren,
Gemälde,
Gobbelins,
Deckenmalerein,
Stühle,
Schreibtische,
Bekleidung,
und Dinge des täglichen Bedarfes.
Nach der Führung machten wir noch mit einem kleinen Zug eine Fahrt durch die wunderschöne Gartenanlage. Zum Glück spielte auch noch das Wetter mit.
Kaum 25 Kilometer nach dem 'Schloss Rundale' überquerten wir schon wieder eine Grenze. Diesmal jene von Lettland nach Litauen auf dem Weg zu unserem nächsten Ziel, dem 'Berg der Kreuze'. Dieser nur neun Meter hohe Hügel ist ein katholischer und touristisch geprägter Wallfahrtsort.
Pilger stellen ihre mitgebrachten Kreuze hier auf, meist verbunden mit einem speziellen Wunsch oder einer besonderen Danksagung. Besonders oft werden hier zu Ostern, nach Hochzeiten und nach Tauffeiern Kreuze abgelegt.
Entstanden ist der Brauch des Kreuzablage laut einer Sage dadurch, dass eines Tages einem Vater, dessen Tochter schwer krank war, im Traum eine weißgekleidete Frau erschien und ihm sagte, dass er auf diesem Hügel ein Kreuz ablegen soll. Nächsten Tag machte dies der Vater und als er nach Haus kam, war seine Tochter gesund.
Der Hügel wurde auch als Zeichen des nationalen Widerstandes der Letten gegen die Russen benutzt. Immer wieder wurden Kreuze als Erinnerung an durch die Sowjets verschleppte, gefolterte und/oder ermordete Menschen aufgestellt. Immer wieder wurden die Kreuze von den Russen entfernt. Doch bereits am nächsten Tag waren schon wieder neue Kreuze aufgestellt.
Am 7.Sept.1993 besuchte Papst Johannes Paul II diesen Ort und zelebrierte in dem Altarpavillon vor etwas 100.000 Menschen eine Messe. 1994 stiftete der Vatikan ein großes Kreuz mit einer Christusfigur, dass dann im Eingangsbereich des Hügels aufgestellt wurde.
Nun war es Zeit für den letzten Teil der heutigen Fahrtstrecke. Nach gut zwei Stunden erreichten wir unseren Zielort 'Klaipeda'. Dort angekommen, begann es leicht zu regnen. Das hielt uns aber nicht von einem kleinen Stadtrundgang ab. Beim Denkmal von 'Ännchen von Tharau' machten wir eine kleine Pause und trällerten dann voller Inbrunst das gleichnamige Lied.
Wir wurden dabei doch etwas melancholisch, da es uns an einen besonderen Geburtstag erinnerte, an dem wir dieses Lied mit abgeändertem Text dem 'Annerl aus Langau' singen ließen.